Berichte von 01/2015

Mittwoch, 28.01.2015

Frost und Freude

Zuerst ein Lob an meine unglaublich tollen Titel!

Bevor ich hierher kam sagten mir viele Leute Dinge wie: " Det obe isches denn im Winter im dunkel, de ganzi Tag lang. Muesch denn luege gäll.", oder: " Dsunne schint denn de ganzi Winter lang nöd, muesch denn luege dass gnueg Vitamin D überchunnsch, gäll." Und zur Beruhigung es geht mir sehr gut und "ich dun uf mich luege". Also ich stehe jeden Morgen auf, auch wenn es dunkel ist und ich bin noch nicht ins Krankenhaus gekommen, weil ich an einem Vitamin D Mangel leide.

Es ist nie den ganzen Tag dunkel, ausser wenn es sehr schlechtes Wetter ist. Um 12 Uhr ist es eigentlich immer hell ,man sieht die Sonne halt einfach nicht. Von Mitte Dezember bis etwa Mitte Januar ist die Sonne nie über die Berge gekommen, jetzt sieht man sie wieder ab und zu aufblitzen, was einem natürlich freut. Also zumindest mich. Denn wenn die Sonne aufgeht und sie das Klassenzimmer mit Licht füllt werden sofort die Gardinen heruntergelassen ,weil die Sonne einem angeblich direkt ins Gesicht scheint. Ich protestiere zwar dagegen, doch meistens erfolglos.

Manchmal ist es auch total super, wenn man am morgen mit dem Schulbus zur Schule fährt und der Himmel voller Sterne ist. Also die Dunkelheit hier ist viel weniger schlimm als gedacht.

Aber die Kälte ist manchmal schon, also ja wie sagt man, sehr kalt halt? Vor etwa 3 Wochen sind meine Gastmutter und ich mit einem "Wandergrüppchen" beim Tángasborð (wieso hat meine tastatur dieses Zeichen ð geändert?) also übersetzt bei der Dorfgrenze wandern gegangen.Dorfgrenze trifft es nicht gut, also kurz gesagt sind wir um die Fjorðspitze herum gegangen. Und es war wunderschön und extrem kalt. Ich habe noch nie in meinen Leben so sehr gefroren. Am Ende konnte ich meine rechte Wange fast nicht mehr bewegen, da sie einfach halb eingefroren war. Doch es war unglaublich eingefrorene kleine Wasserfälle zu sehen und am Rand der Klippen zu stehen.

Am folgenden Wochenende sind wir dann mit dem "Rescueteam"( Ich habe das deutsche Wort immernoch nicht gefunden) in eine Hütte im Nirgendwo gefahren. Die Hütte hatte demnach auch kein fliessendes Wasser und auch keinen Stromanschluss. Um 17 Uhr sassen wir dann im Kerzenlicht und haben Karten gespielt, weil es einfach schon stockdunkel war. am Abend sind wir  noch mal raus in den Schnee gegangen und wir haben Sternschnuppen gesehen. Sternschnuppen!! Wir waren einfach im Schnee und schauten in den Himmel und plötzlich flog da einfach eine Sternschnuppe vorbei und dann gleich nochmal eine. Das war unglaublich. Am nächsten Morgen haben wir dann Schlitten an das riesen Rescueauto gebunden und wurden durch den Schnee gezogen. Es hat sehr sehr viel Spass gemacht. Das Tollste daran fand ich, dass man einfach in der Natur war und man sah nichts Menschengemachtes. Kein Haus, kein Zaun, kein Telefonmast, keine Geräusche, kein garnichts. EInfach unendlich weite Schneelandschaften. In der Schweiz vermisse ich das immer ein bisschen. Es ist immer irgendwo ein Auto zu hören, oder eine Strassen oder ein Haus zu sehen. Es hat mir unheimlich gut gefallen dort oben und wir haben auch noch Rentiere gesehen! Leider habe ich kein einziges Foto von dem Ausflug, da ich keine, aber wirklich keine Wärme verlieren wollte, indem ich meine Handschuhe ausziehe und mein Fotoapparat aus dem Rucksak herauskrame, nur um ein verwackeltes Foto zu schiessen. Es hat sich ausgezahlt und ich bin zum Glück nicht verfroren.

Ich glaube der Winter wird noch eine hier Weile bleiben. Island hält, was sein Name verspricht.

Paula

tángasborð